Der Begriff
Placebo stammt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt: "Ich werde gefallen". Placebos enthalten keinerlei Wirkstoffe. Statt dessen sind sie gefüllt mit so genannten Füllstoffen wie Stärke oder Milchzucker. Auch mit solchen pharmakologisch unwirksamen Substanzen lässt sich in einigen Fällen (bei etwa 50 %) eine Besserung oder sogar Heilung von Erkrankungen erreichen. Die Wirkung von diesem Scheinmedikament kommt demzufolge durch eine psychische Beeinflussung des Patienten zustande, sollte man meinen. Jedoch ist dies ein Trugschluss. Neben dem psychologischen Effekt, der ebenso eine Rolle spielt, haben Placebos eine schmerzlindernde Wirkung. Amerikanische Forscher fanden heraus, dass Placebos das Gehirn zur Produktion körpereigener
Schmerzmittel anregen. Die schmerzlindernde Wirkung kann dabei so stark wie bei der Gabe eines Opioids sein.
Wo eine Wirkung, da auch eine Nebenwirkung? Generell dürften Placebos frei von Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Unverträglichkeiten sein, jedoch sind die Patienten anderer Meinung. So verursachen Placebos, wie andere Medikamente auch, eine Reihe von Nebenwirkungen. Am häufigsten klagen die Patienten über
Magen-Darm-Beschwerden,
Schmerzmittel, Müdigkeit und
Hautausschlag. Es gibt außerdem Wirkungen von Placebos, die absurd klingen, wie zum Beispiel, dass sehr kleine und sehr große Tabletten besser wirken als mittelgroße. Auch wirken farbige Medikamente besser als weiße und Spritzen wirken von Ärzten gesetzt besser als von Krankenschwestern. Teurere Medikamente wirken besser als billigere und komplizierte Namen sowie Gebrauchsanweisungen stehen ebenfalls hoch im Kurs bei den Anwendern.
Wo werden Scheinmedikamente eingesetzt? Bevor neue Arzneimittel auf den Markt kommen, wird die Wirkung derer getestet. Häufig bezieht man Scheinmedikamente mit in die Tests ein. Hierfür braucht man mehrere freiwillige Patienten. Die Hälfte von ihnen bekommt dann das neue Medikament verabreicht, die anderen das Scheinmedikament. Die Versuchsteilnehmer wissen jedoch nicht, ob sie Scheinmedikament oder Arzneimittel bekommen haben. Ein Arzt, der die Studie leitet, weiß im einfachen Blindversuch darüber Bescheid. Im doppelten Blindversuch weiß auch der Arzt nicht, ob der Patient einen echten Wirkstoff erhalten hat oder nicht. Solche Doppelblindstudien erwiesen sich als erfolgreicher. So bald sich zeigt, dass das zu testende Medikament sich besser beweist als der Placebo, sind die Tests dazu abgeschlossen.
Ärzte setzen Scheinmedikamente aber auch bei leichten bis hin zu lebensbedrohlichen Beschwerden ein. Hilfreich ist dies oft dann, wenn die Ursache psychischer Natur ist oder ein richtiges Arzneimittel nicht geeignet erscheint. Dies kann vielerlei Gründe haben wie beispielsweise bei Phantomschmerzen oder weil bereits mehrere Medikamente dauerhaft eingenommen werden und dies zu mehr Wechselwirkungen führen würde.